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Das G Flex 2 ist das fast perfekte krumme Ding

Das G Flex 2 ist ein kurioses Smartphone. Display und Gehäuse sind gebogen, man kann es schadlos plattdrücken, Kratzer auf der Rückseite verschwinden von selbst. Im Test zeigt es weitere Stärken – und zwei Schwächen.

Das G Flex 2 liegt nur mittig auf.
Das G Flex 2 liegt nur mittig auf.

Mit dem krummen Smartphone G Flex konnte LG den koreanischen Konkurrenten Samsung im Kurvenduell übertrumpfen – während das Galaxy Round nur in kleiner Stückzahl in Korea erhältlich war, brachte LG das G Flex als erstes Smartphone mit gebogenem Display weltweit in den Verkauf. Der Smartphone-Sonderling mit dem riesigen 6-Zoll-Bildschirm war kein Kassenschlager, dafür war er zu groß, unhandlich und ungewohnt. Doch mit dem Nachfolger könnte LG deutlich mehr Kunden erreichen. Das G Flex 2 ist eine gelungene Weiterentwicklung und an den entscheidenden Punkten besser als sein Vorgänger.

Kleiner und schärfer

Schon das Äußere zeigt mehr Willen zur Massentauglichkeit. Es ist zwar immer noch groß, aber nicht mehr so überdimensioniert wie das erste Flex. Im Gegenteil: Dank seines schmalen Displayrahmens wirkt es beinah kompakt – sofern man das von einem 5,5-Zoll-Gerät behaupten kann. Auch die Bildschärfe des POLED-Displays ist besser als beim 6-Zoll-Bildschirm des Vorgängers. Die Auflösung wurde auf Full HD erhöht (1920 x 1080 Pixel), die Pixeldichte beträgt jetzt rund 400 ppi. Das ist ein ordentlicher Wert, beim Vorgänger waren es noch 245 ppi. Leider ist es nicht besonders hell und in der Sonne nicht gut ablesbar, außerdem hat es einen leichten Grünstich. Kontraste, Blickwinkelstabilität und Farbechtheit sind aber sehr gut.

Stromlinienförmig: das G Flex 2.
Stromlinienförmig: das G Flex 2.

Wichtiger als die Darstellungsqualität ist beim G Flex 2 aber die Flexibilität des Kunststoffbildschirms und des gesamten Gehäuses. Liegt das Smartphone auf dem Tisch, kann es mit etwas Krafteinsatz plattgedrückt werden, bis das Display komplett auf dem Tisch aufliegt. Dank dieser namensgebenden Flexibilität ist es robust und hält Belastungen und Stürzen besser stand als andere, steife Smartphones. Außerdem ist das Display besser vor Kratzern und Sprüngen geschützt. Die Rückseite bekommt zwar schneller etwas ab, hier sorgt aber eine spezielle Beschichtung dafür, dass zumindest oberflächliche Kratzer von selbst wieder verschwinden.

Pluspunkte für Ergonomie und Software-Funktionen

Im Zusammenspiel mit der geschwungenen Rückseite ergibt die Platzierung der Bedientasten auf dem Geräterücken viel Sinn. Das G Flex 2 liegt gut in der Hand und der Zeigefinger wandert fast automatisch zu den drei vertikal angeordneten Tasten. Der Anschalter in der Mitte steht leicht hervor, die Lautstärketasten sind etwas versenkt, so findet man sich sofort zurecht. Für weiteren Bedienkomfort sorgen Software-Funktionen wie „Knock On“: Ein Doppeltipp aufs Display genügt, um den Bildschirm ein- und wieder auszuschalten. Mit einem Klopfmuster („Knock Code“) lässt sich der Bildschirm zudem gleichzeitig sichern und entsperren, eine clevere Kombination aus Sicherheit und Bedienkomfort.

Pluspunkte bekommt LG auch für andere Software-Funktionen. Anordnung und Anzahl der Navigationstasten können zum Beispiel verändert werden, dank „Glance View“ genügt bei ausgeschaltetem Bildschirm ein Wisch von oben, um Uhrzeit, Datum und verpasste Benachrichtigungen anzuzeigen. Rein optisch ist die LG-Oberfläche Optimus UI jedoch wenig gelungen. Sie wirkt altbacken, mit bunten App-Symbolen ohne klar erkennbare Farbkodierung und teilweise misslungenen Icons – die Kamera sieht zum Beispiel aus wie Waschmaschine.

Das Display des G Flex 2 ist scharf, aber nicht besonders hell.
Das Display des G Flex 2 ist scharf, aber nicht besonders hell.

Die Kamera selbst macht gute Bilder mit maximal 13 Megapixeln im 4:3-Format, bei 16:9-Fotos ist bei 10 Megapixeln Schluss. Details werden scharf dargestellt, die Belichtung ist ausgewogen. Ein optischer Bildstabilisator reduziert Verwackler effektiv, der Laser-Autofokus ist auch bei wenig Licht schnell und zuverlässig. Der HDR-Modus greift behutsam, aber effektiv ins Bild ein, ohne Kontraste auszuwaschen und Farben zu verblassen. Viele Einstellungsmöglichkeiten und Aufnahmemodi bietet die Kamera aber nicht, hier erfüllt LG nur die Minimalanforderungen.

Praktisch: Ein Wisch übers Display schaltet zur Frontkamera um, die Fotos mit 2,1 Megapixeln aufnimmt und sich per Gesten steuern lässt. Schließt man die Hand vor der Kamera zur Faust, startet ein drei-Sekunden-Countdown. Zum Überprüfen der Aufnahme führt man das Smartphone einfach zum Gesicht. Es erkennt die Bewegung und zeigt das zuletzt aufgenommene Foto an. Hebt man das Gerät danach für den nächsten Versuch wieder an, wechselt es automatisch in den Aufnahmemodus. So lassen sich Fotos problemlos ohne Berührung des Displays aufnehmen.

Probleme „wegen Temperaturanstieg“

Ganz ohne Probleme kommt der Prozessor leider nicht aus. Der Snapdragon 810, unter Experten und Kritikern schon lange als Problemkind bekannt, zeigt auch im G Flex 2 seine Macken. Die Displayhelligkeit wird unter Last (zum Beispiel bei Videospielen) automatisch heruntergeregelt und kann dann „wegen Temperaturanstieg“ erst bei weniger Belastung wieder angehoben werden. Insgesamt zeigt das G Flex 2 eine gute Leistung, kleinere Ruckler und Denkpausen trüben das Benutzererlebnis jedoch leicht.

Auf die Akkulaufzeit haben die Abstimmungsprobleme mit dem Snapdragon 810 keine erkennbar negativen Auswirkungen. Die Kapazität ist mit 3000 Milliamperestunden zwar deutlich geringer als beim ersten Flex (3500 mAh), doch für eine Laufzeit von rund anderthalb Tagen bei durchschnittlicher Nutzung reicht das aus. Ob ein Software-Update die Performance wie beim HTC One M9 noch verbessern kann, bleibt abzuwarten.

Wünschenswert wäre das, denn nur das etwas zu dunkle Display und die genannten Aussetzer und Einschränkungen bei der Leistung trennen das G Flex 2 davon, ein erstklassiges Smartphone zu sein. Den Massenmarkt wird LG mit dem Bananen-Phone nicht erobern können, dafür ist die Displaykrümmung zu speziell und der Mehrwert im Vergleich zu Phablet-Kassenschlagern wie Samsungs-Note-Reihe zu gering. Doch das G Flex 2 ist auch mehr als eine Machbarkeitsstudie wie sein Vorgänger. Es ist ein gelungenes, einzigartiges Smartphone, das fast alle technischen Anforderungen an ein Flaggschiff erfüllt und dazu auch noch garantiert die Blicke auf sich lenkt – bessere krumme Dinger als LG macht im Moment keiner.

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